Thomas Derksen: Essen ist der Himmel

Thomas Derksen

BEIJING, 21. April 2017 (Xinhuanet) -- Manchmal finde ich mich in Tagträumen wieder, in denen ich von einem frisch aus dem Backofen kommenden Vollkornbrötchen belegt mit Käse, Schinken und Ei und einem Klecks Remoulade träume, das ich zusammen mit einem frisch gebrühten Kaffee zum Frühstück genüsslich verspeise.

Wenn Dir jetzt auch das Wasser im Munde zusammenläuft, dann geht es Dir genauso wie mir. Ich liebe essen!

Ein sehr bekanntes chinesisches Sprichwort sagt frei übersetzt: Essen ist des Volkes Himmel. Und das trifft zu einhundert Prozent auf die Chinesen zu. Die chinesische Küche ist die vielfältigste Küche die ich kenne. Und meiner Meinung nach die beste noch dazu. Es gibt so viele verschiedenen Geschmacksrichtungen, Gewürze und Zubereitungsarten, dass ein normales Menschenleben nicht ausreicht, um sich mit allen eingehend zu befassen.

Aber wie steht es um uns Deutsche? Wenn es nach den Chinesen geht, so essen wir Deutschen jeden Tag Steaks, Würstchen und Schweinshaxe und spülen das ganze mit einem kühlen Bier hinunter. Auch wenn ich zugeben muss, dass die chinesische Küche vielfältiger ist als die deutsche, so ist die deutsche Küche nicht so simpel wie oft angenommen.

Als ich das erste Mal vor zehn Jahren als Tourist nach China kam war das Essen für mich eine große Herausforderung. Wenn man mit gutbürgerlicher Küche aufgewachsen ist, so tut man sich schwer mit viel Fisch und Meeresfrüchten und Nudelsuppe zum Frühstück.

Vor zehn Jahren war ein guter Kaffee noch ein Geheimtipp in China und als Tourist hatte man kaum eine Chance diesen irgendwie in die Hand bzw. in die Kehle zu bekommen. Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern, dass eine mitreisende Dame unserer Gruppe darauf umgestiegen ist, Cola zum Frühstück zu konsumieren, um ihren Koffeinbedarf zu stillen.

Ein Lichtblick unserer damalige Reise war ein Besuch bei McDonalds, was für uns die einzige Möglichkeit war etwas westliches Essen zwischen die Zähne zu bekommen.

Als wir nach drei Wochen „China-Diät“ am Flughafen Frankfurt ankamen stürzten wir uns wie ausgehungerte Wölfe auf die erstbeste Bäckerei im Terminal und deckten uns mit belegten Brötchen, Brezeln und Kaffee ein.

Und wie ist es jetzt, zehn Jahre später?

An jeder Ecke in Shanghai gibt es einen Starbucks, sowie viele andere nationale und internationale Kaffeehäuser, die um die Gunst der kaffeedurstigen Stadtbevölkerung kämpfen. Aber es gibt auch die kleinen eigenständigen, inhaberbetriebenen und individuellen Cafés, die den Kaffee mit Liebe und Leidenschaft herstellen.

Auch gibt es Hotels und Restaurants, wo man wunderbar brunchen kann, es gibt erstklassige Steaks, Pizzen wie in Italien und alles was das deutsche Herz und der Magen sich nur wünschen kann.

Bei alledem darf man leider aber nicht preissensibel sein. Vor allen Dingen Milch und Milchprodukte sind ein vielfaches teurer als in Deutschland und auch ein gutes Vollkornbrot kostet gut und gerne mal sieben bis acht Euro. Aber was beschwere ich mich? Genauso geht es meiner Frau, wenn wir im chinesischen Supermarkt in Deutschland sind und sie die Preise für Mu-Err Pilze oder chinesische Nudeln sieht. Irgendwie ist die Welt doch gerecht.

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