Thomas Derksen: Von Katzen und Kindern

Thomas Derksen

BEIJING, 6. Mai2017 (Xinhuanet) -- Wir sind in eine neue Wohnung umgezogen und haben zwei kleine Katzenbabys adoptiert. Seit meine Frau weiß, dass die Katzen bald kommen, hat sie keine Ruhe mehr und ihr Handy glüht, weil sie 24 Stunden am Tag auf Taobao unterwegs ist.

Am Anfang dachte ich, dass sie ein paar Spielzeuge und einen Kratzbaum für die Katzen kauft, aber als es in den nächsten Tagen unablässig an der Tür klingelte und sich die Paketboten die Klinke in die Hand gaben, wurde ich eines besseren belehrt. Was da alles für die Katzen ankam, war unglaublich: Von Vitaminpulver über Nährwertpaste, Trocken- und Nassfutter sowie Katzenfeuchttüchern war alles dabei. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Meine Frau hatte noch nie so viele Sachen für mich gekauft, aber seitdem sich die Katzen angekündigt hatten, glühte unsere Kreditkarte.

Die Katzen in unserem Dorf in Deutschland hatten da ein ganz anderes Leben. Sie wurden tagsüber rausgelassen, streunten den ganzen Tag durch das Dorf und kamen abends wieder zurück. Zum Essen gab es die Reste vom Mittagessen von Herrchen und Frauchen, von Vitaminpaste können die deutschen Katzen in unserem Dorf nur träumen.

Was ich bei den Katzen beobachte, lässt sich auch 1:1 auf Kinder übertragen. Als Kind bin ich morgens aus dem Haus, um mit meinen Freunden zu spielen, meine Mutter hat mich den ganzen Tag nicht zu Gesicht bekommen. Abends bin ich dann zum Abendessen nach Hause und ab ins Bett. Gegessen habe ich das, was meine Eltern und Geschwister gegessen habe, es gab keine Extrawurst für mich.

Als ich eine Zeitlang mit meiner Frau in Deutschland gelebt habe, habe ich erst erfahren, wie gut es chinesischen Kindern geht. Chinesische Eltern sind bereit ein Vermögen für die Kinder auszugeben.

Freunde haben bei uns die unmöglichsten Sachen für ihre Kinder bestellt. Das fing bei Milchpulver (das für deutsche Verhältnisse schon teuer war) und Fruchtpaste an und hörte bei Spaghetti Bolognese speziell für Kinder und überteuertem „Kinderwasser“ an.

Ich wusste vorher nichts über die Existenz dieser Lebensmittel und bin auch überzeugt davon, dass ich später nichts davon meinen Kindern kaufen werde.

Ob meine Frau das genauso sieht? Wir werden sehen...

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