Wie als kleines Kind, ich werde die EM-Spiele aufgeregt verfolgen

Lahm Collum 2016 Euro

Von Philipp Lahm

In zehn Tagen startet die Fußball Europameisterschaft 2016 und damit das erste Turnier seit 2002, das ich wieder von der Couch aus verfolgen werde. Ich bin nach wie vor kein bisschen wehmütig dabei. Aber nach sechs großen Turnieren mit 113 Spielen, bei denen ich immer in der Startelf und nur in ganz wenigen nicht über die gesamte Spielzeit auf dem Platz gestanden habe, bin ich schon ein wenig gespannt darauf, wie ich mich als sitzender Fan schlagen werde.

Als kleiner Junge war es immer ein großes Ereignis mit meinem Opa vorm Fernseher die Spiele zu sehen. Ich durfte oft länger aufbleiben als gewöhnlich, ich mochte die Vorfreude und das gemeinsame Mitfiebern. Und auch als Jugendspieler des FC Bayern habe ich Spiele unserer ersten Mannschaft und der Nationalmannschaft immer gerne als Fan gesehen. Der Blick war analytischer, aber die Begeisterung für den Fußball nicht weniger.

Bei allen EMs und WMs -2004, 2006, 2008, 2010, 2012, 2014- war ich dann selber Teilnehmer – über zehn Jahre. Eine besondere Perspektive, die nicht viele einnehmen dürfen. Vor allem die Bilder von unserer Ankunft in Stuttgart 2006, als zehntausende von Menschen die Straßen gesäumt haben, kommen mir dabei immer wieder in den Kopf. Ein Meer aus Fahnen, Trikots, überall Musik, Gesänge und vor allem eine einmalig und durch und durch unbefangen, ausgelassene Fröhlichkeit, die sofort auf uns übergesprungen ist, die jeden mitgerissen hat. Eine unbeschreibliche Stimmung und Atmosphäre, die alle einfach nur genossen haben.

Ich wünsche mir für alle teilnehmenden Mannschaften, die Zuschauer und Frankreich als Gastgeberland, dass auch bei der EM in diesem Jahr, etwas Ähnliches entsteht – trotz der Sicherheitsbedenken, die seit einiger Zeit bei Veranstaltungen dieser Größe mitschwingen. 

Denn es gibt im Hintergrund unzählige Menschen, die alles dafür tun, damit Fans weiterhin ihren Sport genießen können. Meine Schwester ist seit vielen Jahren Polizistin und mir gefällt der Gedanke, wenn ich auf dem Platz stehe oder mich vor dem Fernseher auf ein Spiel freue, dass es neben allen Mauern und technischen Vorkehrungen am Ende Menschen sind, die sich mit ihrem persönlichen Einsatz um die Sicherheit von Spielern und Zuschauern bemühen. Ich habe großen Respekt vor dieser Aufgabe und Hochachtung vor jedem, der einen so verantwortungsvollen Job übernimmt und damit die Durchführung jedes einzelnen Fußballspiels erst möglich macht.

Wie auch das Champions League Finale an diesem Samstag in Mailand. Natürlich wäre ich sehr viel lieber selber mit dem FC Bayern im legendären Giuseppe-Meazza-Stadion aufgelaufen. So habe ich versucht, das packende Stadtderby zwischen Real und Atletico als Vorbereitungsspiel für meine Fan-Rolle zu sehen und einfach spannenden Fußball zu genießen.

Und auch, wenn viele noch daran zweifeln – ich für meinen Teil bin nach diesem Test endgültig überzeugt, dass ich mich bei der kommenden EM mit gedrückten Daumen an Stelle geschnürter Schuhe sehr wohlfühlen werde.

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