Thomas Derksen: Ich bin immer noch Deutscher
Thomas Derksen
BEIJING, XX. Juni 2017 (Xinhuanet) -- Wenn man lange Zeit an einem Ort lebt, dann verändert das einen Menschen natürlich. In meinen Jahren in China habe ich so manch eine deutsche Eigenschaft abgelegt und mir chinesische Eigenschaften angewöhnt.
Zum Beispiel bin ich viel flexibler und spontaner geworden. Viele Termine werden so kurzfristig geplant, dass es mir am Anfang sauer aufstieß, weil ich als Deutscher langfristige Planung gewohnt war. Inzwischen bin aber viel entspannter und bin in dieser Hinsicht recht chinesisch geworden.
Eine Sache kann und will ich mir aber nicht abgewöhnen: Die deutsche Pünktlichkeit.
In der letzten Woche bin ich zusammen mit meiner Frau und zwei Kollegen von Shanghai nach Beijing gereist. Die Tickets hatten wir schon vorher übers Internet reserviert. Da ich das Ticket aber noch vorher am Schalter lösen muss, richte ich es meistens so ein, dass ich etwa eine Stunde früher am Bahnhof bin, um genug Zeit zu haben, mich anzustellen, mein Ticket zu bekommen und noch einen Kaffee zu trinken. Auch wenn meine Frau immer noch die Augen verdreht und denkt, dass wir jedes Mal viel zu früh zum Flughafen fahren, bin ich in dieser Hinsicht schon viel besser als meine deutschen Eltern, die immer mindestens drei Stunden vor Abflug am Flughafen sind. Wir mögen halt einfach keinen Stress.
Meine chinesischen Kollegen sagten, sie würden mit der U-Bahn anreisen, sie müssten nicht so früh da sein, da sie ihre Tickets am Automaten lösen könnten. Eine halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges sagten sie, sie hätten noch zwei Stationen mit der U-Bahn. Das wäre aber zeitlich überhaupt kein Problem.
So langsam fing der Deutsche in mir an nervös zu werden. Ich wusste nämlich, dass fünf Minuten vor Abfahrt keiner mehr auf den Bahnsteig gelassen wurde. Fünfzehn Minuten vor Abfahrt waren sie dann am Bahnhof, mussten aber von der U-Bahnstation herüberlaufen, sich die Tickets am Automaten ziehen und zum richtigen Gleis gehen. Da war mir schon längst klar, dass das alles zeitlich nicht hinhauen würden. Zu allem Überfluss gaben auch noch die Ticketautomaten ihren Geist auf, so dass sie sich am Schalter anstellen mussten. Selbst wenn jemand nettes sie vorgelassen hätte, hätten wir es nicht geschafft. Normalerweise bringt mich ja nichts aus der Fassung. Aber an dem Tag war ich wirklich sauer. Denn es gibt nichts, was Deutsche mehr ärgert als Unpünktlichkeit. Nun denn, wir alle haben den Zug nach Beijing verpasst und meine Kollegen mussten wohl oder übel die Ersatztickets für uns alle aus der eigenen Tasche bezahlen.
An dem Tag habe ich an einen ehemaligen Lehrer gedacht, der sagte: „Wir Deutschen stehen morgens auf, raufen uns die Haare und denken: Was kann mir wohl heute passieren?“ Und so ist es auch. Bei jedem Termin, bei jeder Reise denke ich mir, was könnte unterwegs passieren, das meine Reise verzögert? Und so plane ich dann auch meine Anfahrt. Meine chinesischen Kollegen sind da weit optimistischer, sie planen ihre Anreise nach dem Motto: „Wie viel Zeit brauche ich, wenn alles glatt läuft, der Wind günstig steht und ich schnell vorankomme.“ Nach der Reise nach Peking habe ich aber festgestellt, dass meine Kollegen immer deutscher werden. In den letzten Tagen sind wir nach Hangzhou gereist und alle waren vor mir am Flughafen. Das war ein schöner Anblick für mich als pünktlichen Deutschen.
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